Renés Fotoblog

Kiew und die deutsche Buerokratie, Dnepr

04:55 Uhr: Der Wecker klingelt. Grummel. Aber trotzdem aufstehen.

Ihr mögt Euch nun fragen, warum René in seinem Urlaub so früh aufsteht. Ganz einfach. Ich bin verabredet, denn Flora, meine Ukrainische Bekannte (nennen wir es eine moderne Brieffreundschaft – ICQ sei dank), ist über Nacht aus Kriwoj Rog/ Krywyj Rih nach Kiew gekommen. Fahrplanmäßige Ankunft halb sechs.

05:00 Uhr: Erstaunlich munter packe ich den Rest meiner Sachen ein.

05:20 Uhr: Ich stehe an der Rezeption und bedeute der auch noch halb schlafenden Dame auf der anderen Seite des Tresens, dass ich nun auschecken und noch 2 Gepäckstücke deponieren will. Die ruft einen weiteren Angestellten aus dem Halbschlaf, der mich zum Gepäckraum bringt.

05:25 Uhr: Ich verlasse das Hotel.

05:35 Uhr: Ich laufe in der Metro-Station gegen eine verschlossene Tür. So viele Fragezeichen, wie zu dem Zeitpunkt in meinem Kopf waren, passen nicht hier rein. Einmal umschauen. Da stehen noch 2 Leute rum, die nicht wie Alkoholleichen vom Vorabend aussehen. Hoffnung keimt auf. Also Russisch abrufen (um die Uhrzeit ohne Frühstück nicht wirklich einfach) „Entschuldigen Sie“… „welche Zeit“ … „öffnen“ Sorry, aber konjugieren ging echt nicht. Aber noch die Hand Richtung Tür. Die Antwort beinhaltete eine „6“. Grummel. Ich wiederholte die 6. Darauf kam noch eine Antwort und sein Finger deutete auf die 9 seines Ziffernblattes. Also dreiviertel 6 (das ist Viertel vor sechs 😉 ). Glück gehabt. Also Flora eine sms schicken. Wir waren für 6 verabredet. Am Bahnhof.

05:45 Uhr: Ein Polizist öffnet die Tür – ungewohnte Pünktlichkeit! Ich stürme gemeinsam mit den inzwischen ungefähr 10 Versammelten die Bahn. Kaum am Bahnsteig angekommen, kommt ein Zug – in die Gegenrichtung.

05:55 Uhr: Ich verspüre einen Wind aus dem Tunnel, aus dem auch meine Bahn kommen musste. Ein klares Zeichen. Als nächstes kuschelte ich mich in die bereits volle Bahn.

06:00 Uhr: Am Umsteigebahnhof schiebe ich mich in Richtung Parallelbahnhof der anderen Linie…

06:14 Uhr: Ich verlasse die Metrostation und gehe Richtung Bahnhof, gleichzeitig Rufe ich Flora an, denn wir sind wahrlich nicht die einzigen vor Ort…

06:20 Uhr: Nach einem kurzen „Hallo“ beschließen wir, erst mal zu frühstücken…

Beim Frühstück (Eine neue Erfahrung bei der Auswahl des Frühstücks: Ich musste mich nicht nur auf das Aussehen des Essens verlassen… Schließlich war ich ab nun mit einer diplomierten Lehrerin für Deutsch unterwegs.) Haben wir dann gleich mal Ihre Antragsunterlagen für das deutsche Visum durchgeschaut, denn letzte Woche hat sie ihre Zulassung für ein Aufbau-Studium in Deutschland bekommen. Anschließend ging es zur deutschen Botschaft. Was soll ich sagen? Sicherheitswahn. Da durften keinerlei Taschen, Handys oder elektrische Geräte rein. Begleitperson gleich gar nicht. Also habe ich mal über eine Stunde draußen gewartet. Dann kam ein kurzer Zwischenstand. Anschließend war Flora noch mal ca. eine Viertelstunde verschwunden. Ich dachte fast: Na ist ja noch erträglich. Dann mussten wir noch die Bearbeitungsgebühr zahlen. Wer nun denkt, das ginge da vor Ort, der irrt gewaltig. Diese Gebühr muss in einer Bank eingezahlt werden. Ein Blick auf die Karte machte schnell klar: Das wird ein ausgedehnter Spaziergang. Wir waren auch fast eine halbe Stunde unterwegs. (Ich hab gründlich auf deutsche Bürokratie geschimpft.) Dort angekommen, wurde die Wahl der Bank schnell klar: sie war um die Ecke vom Konsulat, nur dass man bestimmte Visa eben nur bei der Botschaft beantragen kann. Danach ging es zurück zur Botschaft – Quittung abgeben. (Auf dem Weg haben wir uns Kwas gegönnt.) Damit war der Kampf mit deutschen Behörden erst einmal vorbei. (Antwort in 6-8 Wochen)

Hier ein paar Fotos von unterwegs.

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Auf ins Tschernobl-Museum (Tschernobl liegt so 100 km nördlich von Kiew). Anschließend einen Happen Essen und den Andreas-Abstieg hinauf. Dabei haben wir das Bulgakow-Haus besucht. (Schriftsteller) Hab zwar von der Russischen Führung wenig mitbekommen, aber die Führerin war gut. Ihre Begeisterung konnte selbst ich spüren.

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Darf ich an der Stelle vorstellen: Flora:

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Dann haben wir uns eine Fahrt mit der Standseilbahn und eine Dampferfahrt auf dem Dnepr gegönnt.

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Und schon wieder gibt es ein Foto von mir… Im Hintergrund: Die Mutter der Heimat und das Höhlenkloster.

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Noch mal kurz auf dem Unabhängigkeitsplatz vorbei geschaut (liegt am Chkreschtschatik) und auf zum Hotel und Gepäck holen. Taxi und auf zum Bahnhof….

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Schlafwagen. Ich hatte Flora gebeten, 4 Betten im 4er-Abteil zu buchen. Hat sie auch gemacht. War spannend. Hab seit meinem Wehrdienst nicht mehr in der Bahn übernachtet. Es gab sogar Matratzen und Bettwäsche. Man beachte die Tischdecke! Die Toilette war weniger begeisterungsfähig.

Ein erster Halt. Bereits im Dunkeln. Als ich aus dem Fenster schaue, traue ich meinen Augen nicht. Da brennt auf mindestens einem km Breite etwas. Wahrscheinlich ein Feld… Keine Ahnung was draus geworden ist, denn der Zug fuhr weiter…

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